Die Suchtprävention in Baden-Württemberg wendet sich deshalb frühzeitig an Kinder und Jugendliche mit dem Ziel, Schutzfaktoren zu stärken und Risiken zu minimieren, um Missbrauch und Abhängigkeit vorzubeugen.
Rauchen, kiffen oder exzessives Trinken sind nicht cool und auch keine Problemlöser, sondern gesundheitsschädlich und können abhängig machen.
In den letzten Jahren sind zudem die nicht stoffgebundenen Süchte, wie zum Beispiel pathologisches Glücksspielen und der problematische Medienkonsum in den Fokus der Prävention gerückt.
Grundlagen und Empfehlungen für die Suchtprävention im Land
Fachliche Basis der Suchtprävention in Baden-Württemberg ist das „Grundlagenpapier Suchtprävention“, welches die Entstehung von Suchterkrankungen und wirkungsvolle Präventionsmaßnahmen beschreibt. (Download siehe unten). Darüber hinaus existieren Empfehlungen zur Prävention des Alkoholmissbrauches bei Kindern und Jugendlichen (Download siehe unten). Diese enthalten Hinweise, wie Projekte und Maßnahmen, qualitativ gut und nachhaltig auf kommunaler Ebene verankert werden können.
Kommunale Suchtprävention im Rahmen des "Setting-Ansatzes" (§§ 20, 20a SGBV)
"Setting" bezeichnet diejenigen Lebensbereiche, in denen die Menschen den größten Teil ihrer Zeit verbringen (zum Beispiel Arbeitsplatz, Schule, Wohnort) und die einen be-sonders starken Einfluss auf die Gesundheit haben. Die Umsetzung des "Setting-Ansatzes" ist eine gemeinsame Aufgabe aller im Setting relevanten Einrichtungen und Institutionen einschließlich Land und Kommune als Träger der allgemeinen Daseinsvorsorge sowie der Krankenkassen als Leistungsträger von Primärprävention. Alle Regelungen dazu finden Sie unter Suchtkrankenhilfe.
Das Sozialministerium fördert Programme und Projekte kommunaler Suchtprävention
Landeskoordination HaLT – Hart am LimiT
HaLT ist ein Programm zur kommunalen Alkoholprävention, das 2002 in baden-württembergischen Lörrach entwickelt wurde und mit über 150 Standorten das weitverbreisteste Alkoholpräventionsprogramm in Deutschland ist.
Das HaLT-Konzept besteht aus zwei Bausteinen: „HaLT reaktiv“ richtet sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit riskantem Alkoholkonsum. Über zeitnahe Sofort-Interventionen soll diese Zielgruppe frühzeitig erreicht werden (z.B. bei einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus). Zudem sollen entwicklungsgefährdete Jugendliche möglichst in umfassende Unterstützungsangebote vor Ort integriert werden.
„HaLT proaktiv“ setzt auf kommunale Alkoholprävention und will die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren, alkoholkritische soziale Normen setzen, Erwachsene informieren, beraten und schulen sowie die konsequente Einhaltung des Jugendschutzes bewirken. Damit innerhalb einer Kommune alle an einem Strang ziehen, setzt HaLT auf ein Multiplikatoren- und Vernetzungskonzept.
Die Weiterentwicklung von HaLT wird durch das GKV-Bündnis für Gesundheit gefördert
Kontakt:
landeskoordination-halt@sm.bwl.de
Weitere Informationen finden Sie auf der HaLT-Programmwebsite.
Netzwerk Neue Festkultur „Unser Fest soll schöner werden“
Damit Dorf- und Stadtfeste für alle angenehm verlaufen, gibt es in vielen Landkreisen unterschiedlichste Maßnahmen zur Alkoholmissbrauchs-Prävention bei Festen. Bisher waren Konzepte und Maßnahmen auf den einzelnen Landkreis bezogen. Eine Vernetzung der Kreise über ihre Grenzen hinaus ist jedoch wichtig, damit möglichst einheitliche Strukturen geschaffen werden.
Um möglichst einheitliche Strukturen zu schaffen, wurde 2008 das „Netzwerk Neue Festkultur“ in der Region Bodensee-Oberschwaben gegründet. Es handelt sich um ein interdisziplinäres Netzwerk mit Vertretern aus Kommunen und Landkreisverwaltungen, der Polizei, der Suchtberatung und der Sozialarbeit aus den Landkreisen sowie dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg. Es ist eine Leitlinie zur Festkultur entstanden, die inzwischen von den Landräten von 14 der beteiligten Kreise unterschrieben wurde.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Netzwerk-Website.
Wettbewerb „Be Smart – Don’t Start“ für rauchfreie Schulklassen
Be Smart- Don´t Start ist ein bundesweiter Wettbewerb für rauchfreie Schulklassen.
Zielgruppe sind Schulklassen der Klassenstufe 6-8 aller Schularten; aber auch höhere Klassenstufen haben die Möglichkeit zur Teilnahme. Durch den Wettbewerb soll die Attraktivität des Nichtrauchens hervorgehoben und als Normverhalten in den Schulklassen etabliert und gefestigt werden. Nichtrauchende Schüler/Innen sollen darin bestärkt werden, rauchfrei zu bleiben. Aber auch Schüler/Innen, die bereits mit dem Rauchen experimentieren, sollen motiviert werden, weniger häufig zu rauchen oder aufzuhören.
Die Klassen, die den Wettbewerb erfolgreich beenden, nehmen an einer Verlosung verschiedener Preise teil.
Baden-Württemberg schreibt im Rahmen von „Be Smart – Don’t Start“ jedes Jahr zusätzlich einen Kreativwettbewerb aus, an dem sich die Be Smart-Klassen mit selbstgestalteten Beiträgen zum Thema "Nichtrauchen" beteiligen können. In Baden-Württemberg wird der Wettbewerb vom Sozialministerium, dem Kultusministerium und der AOK Baden-Württemberg unterstützt. Das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg im Regierungspräsidium Stuttgart übernimmt die landesweite Koordination, die Koordination an Schulen wird durch das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) durchgeführt, das mit seiner Förderung auch den Kreativwettbewerb zu „Be Smart – Don’t Start“ in Baden-Württemberg unterstützt.
Weitere Informationen finden Sie auf der Wettbewerbs-Website.
Spielverderber
Zur Prävention von Glücksspielsucht hat das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Sozialministerium Baden-Württemberg die Kampagne „Spielverderber“ ins Leben gerufen.
Die Kampagnen-Website informiert in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Türkisch über Glücksspiele und über die Gefahren des Glücksspiels. Außerdem finden sich auf der Website die Adressen der psychosozialen Beratungsstellen und Kommunalen Suchtbeauftragten in Baden-Württemberg.
PROTECTdissemination
PROTECT – „Professioneller Umgang mit technischen Medien“ ist ein von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg entwickeltes und evaluiertes Trainingsprogramm, das sich an SchülerInnen richtet, die das Internet bereits intensiv nutzen.
Im Rahmen von PROTECTdissemination erhalten pädagogische Fachkräfte aus Baden-Württemberg eine Weiterbildung zur PROTECT–Trainerin beziehungsweise zum PROTECT–Trainer. Zertifizierte PROTECT-Trainerinnen und -Trainer führen PROTECT vor Ort in Schulen durch. Das Programm eignet sich für 12 bis 18-jährige Schülerinnen und Schüler.
Kontakt für interessierte Schulen und Pädagogen
Pädagogische Hochschule Heidelberg – Institut für Psychologieeschrig@ph-heidelberg.de
Plakataktion Online-Pause
Die Plakatkampagne zum Thema Online-Pause richtet sich an Eltern und thematisiert deren Vorbildverhalten bezüglich Medienkonsum. Eltern sollen angeregt werden über ihre Nutzung von Handy beziehungsweise Smartphone im Gegenwart ihrer Kinder Gedanken zu machen.
Weitere Infos sowie Plakate sind erhältlich beim Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg.
Net-Piloten – Peer-Projekt für Jugendliche
Das Projekt „Net-Piloten“ ist ein innovativer Ansatz, zur Prävention von exzessivem Computerspiel- und Internetgebraucht. Er zeichnet sich durch einen besonders effektiven Peer-Ansatz aus, bei dem Jugendliche von Gleichaltrigen lernen.
Net-Piloten sind demnach Schülerinnen und Schüler, die statt der Lehrkraft ihren Mitschülerinnen und Mitschülern einen kompetenten Umgang mit dem Internet vermitteln. Dazu veranstalten die Net-Piloten Workshops, sind ansprechbar zum Bereich Medienabhängigkeit und machen so das Thema in ihrer Schule bekannt. Eltern partizipieren aktiv an diesem Prozess durch themenspezifische Elternabende.
Das Landesgesundheitsamt nutzt seine koordinierende Funktion, um die Akteure der Suchtfachstellen in den Stadt- und Landkreisen für dieses Thema zu gewinnen. In Baden-Württemberg fanden bereits zwei Train-the-trainer Fortbildungen statt. Durchgeführt werden die Fortbildungen von update - Fachstelle für Suchtprävention Bonn im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und in Kooperation mit dem Ministerium für Soziales und Integration und dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg.
Net-Piloten-Website der BZgA: www.ins-netz-gehen.info
Quit the Shit
„Quit the shit“ ist ein online-basiertes Angebot für Konsumentinnen und Konsumenten von Cannabis. Es ist anonym und bietet die Möglichkeit, den eigenen Konsum von Cannabis zu reduzieren oder ganz einzustellen. Ein professionelles Beratungsteam unterstützt individuell dabei. Die Teilnahme ist kostenlos und anonym.
Quit the Shit
Mädchen SUCHT Junge
„Mädchen SUCHT Junge“ ist ein interaktives Lernprojekt zur geschlechterspezifischen Suchtprävention von Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren für den Einsatz in Schulen, Jugendhäusern und anderen Einrichtungen. Die Jugendlichen setzen sich intensiv mit Themen wie Alkohol, Nikotin, Medien , Körperkult und Cannabis auseinander.
Der Lernparcours verbindet Informationsvermittlung mit selbstreflexiven Erfahrungen. Mädchen und Jungen arbeiten dabei in getrennten Gruppen. Im Vordergrund steht das Training von Lebenskompetenzen wie Umgang mit Gruppenzwang, Selbstwirksamkeit und sozialen Fähigkeiten.
Weitere Informationen erhalten Sie über die in Stadt- und Landkreisen eingesetzten Beauftragte für Suchtprävention bzw. Kommunale Suchtbeauftragte (BfS/KSB).
SALTO
SALTO ist ein Präventionsprojekt für Kinder und Eltern aus Familien mit Suchtproblemen. SALTO begleitet suchtkranke Eltern mit einem speziellen Gruppenangebot. Die betroffenen Familien werden so unterstützt und das Wohlbefinden der Kinder gestärkt.
Die wissenschaftliche Begleitung wird durch das Ministerium für Soziales und Integration gefördert.
Weitere Infos zum Projekt
Über den Förderaufruf „Zukunftsland BW – Stärker aus der Krise“ fördert das Land im Zeitraum 2021 bis Ende 2023 mit rund zwei Millionen Euro die Digitalisierung im Bereich Suchtprävention und Suchthilfe. Das Geld fließt an insgesamt 12 Projekte, die sich durch einen innovativen Ansatz, welcher auf nachhaltige Strukturen mit einer anhaltenden Wirkung und erkennbaren Mehrwert für die Zielgruppen abzielt, auszeichnen.
Abgeschlossene Projekte
Hierbei handelte sich um eine Qualifizierungs- und Kooperationsoffensive für die Verbesserung der Versorgung von Kindern suchtkranker Eltern. Angestrebt wurde eine stabile Kooperation zwischen Suchthilfe und Jugendhilfe.
Förderzeitraum 2013 bis 2020
Abschlussbericht Projekt Schulterschluss (PDF)
Das Programm hatte sowohl das Ziel, innovative Maßnahmen mit Fokus auf das Setting Event- und Freizeitszene (Säule I) zu erproben als auch Fachkräfte über Schulungen und Prozessbegleitung bei der Qualitätsentwicklung ihrer Arbeit zu unterstützen (Säule II/STARTHILFE).
Förderzeitraum 2015/2016
Endbericht zum Programm „Junge Menschen im öffentlichen Raum – Prävention von riskantem Alkoholkonsum“ - März 2017 (PDF)
Förderzeitraum 2018/2019
Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Förderprogramms, „Junge Menschen im öffentlichen Raum – Prävention von riskantem Alkoholkonsum“, Endbericht April 2020 (PDF)