Pflegeberufe

Gemeinsame Erklärung zur Gewinnung von Pflegefachkräften im Ausland unterzeichnet

Eine Pflegerin schiebt eine Bewohnerin eines Pflegeheims in einem Rollstuhl über den Flur.

Um mehr Pflegefachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen und damit der angespannten Personalsituation im Pflegebereich entgegen zu wirken, wird die Landesregierung gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit langfristig enger zusammenarbeiten.

Eine entsprechende gemeinsame Erklärung haben Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha und Vanessa Ahuja, Vorständin Leistungen und Internationales der Bundesagentur für Arbeit, am Mittwoch (17. August) in Stuttgart unterzeichnet. Ziel ist es, den Gesundheitssektor durch eine verantwortungsvolle Fachkräftegewinnung zu entlasten Hierfür stellt die Landesregierung eine Million Euro zur Verfügung und fördert gezielt Sprachkurse für ausländische Pflegekräfte im Ausland. 

Programm ‚Triple Win‘

„Wir freuen uns, dass wir als Land an das etablierte Programm ‚Triple Win‘ der Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit anknüpfen können. Es ist von der Weltgesundheitsorganisation als Programm für nachhaltige berufliche Mobilität anerkannt, hier können alle Beteiligten nur gewinnen“, sagte Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha. „Wir haben heute einen wichtigen Schritt unternommen, um ausländische Pflegefachkräfte zu gewinnen. Grundlage unserer gemeinsamen Erklärung ist es, die Schlüsselqualifikation Sprache schon in den Herkunftsländern zu fördern und so wesentlich schneller qualifizierte Fachkräfte zu uns ins Land zu holen“, so Lucha weiter.

Vanessa Ahuja: "Triple Win wurde im Jahr 2013 ins Leben gerufen, um Pflegekräfte aus geeigneten Drittstaaten zu gewinnen, zu qualifizieren und bei ihrer Integration zu begleiten. Dabei entfaltet die Fachkräftesicherung durch Zuwanderung vor allem dann ihre Wirkung, wenn die beteiligten Akteure im Netzwerk gemeinsam an einem Strang ziehen. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz war ein richtiger Schritt für die aktive Fachkräfterekrutierung aus dem Ausland. Der Spracherwerb im Ausland ist jedoch eine Hürde, die trotz Erleichterungen weiterhin besteht. Ich freue mich, dass das Förderprogramm genau da ansetzt und damit gute Chancen für Pflegefachkräfte und für Arbeitgeber in Baden-Württemberg bietet."

Christian Rauch, Leiter der Regionaldirektion Baden-Württemberg, ergänzt: „Bereits im Herkunftsland erworbene Sprachkenntnisse erleichtern sowohl den interessierten ausländischen Fachkräften als auch den beteiligten Institutionen und Pflegeeinrichtungen im Land den Prozess der Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Vor allem kleinere Pflegebetriebe können davon profitieren.“

Durch die enge Kooperation wollen das Land Baden-Württemberg und die Bundesagentur für Arbeit ein Modell mit bundesweiter Strahlkraft schaffen. Die finanzielle Förderung des Landes soll künftig insbesondere auch kleineren Einrichtungen und solchen, die sich bisher nicht oder nur punktuell an entsprechenden Programmen der Bundesagentur beteiligt haben, eröffnet werden. Damit soll die gezielte und faire Anwerbung dringend benötigter Pflegefachkräfte im Ausland verbessert werden. Länder, zu denen über „Triple Win“ bereits eine Kooperation besteht, sind Philippinen, Tunesien, Jordanien, Bosnien-Herzegowina, Indonesien, Vietnam und Indien. Die Bundesagentur für Arbeit setzt das Projekt gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH um.

Gemeinsame Erklärung (PDF)

Zahlen und weitere Initiativen in Baden-Württemberg

Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit waren im Dezember 2021 in Baden-Württemberg rund 140.000 Personen in der Berufsgruppe Krankenpflege sozialversicherungspflichtig beschäftigt, in der Altenpflege über 77.000. Dies sind jeweils 8 Prozent mehr als noch im März 2019, was überdurchschnittlich gegenüber dem Beschäftigungsanstieg insgesamt (2 Prozent) ist. Insgesamt waren über 24.100 der Beschäftigten im Dezember 2021 Auszubildende. Die Pflegeberufe gelten bereits seit Langem als Engpassberufe und der demografische Wandel wird weiterhin zu einer steigenden Zahl an Pflegebedürftigen führen, dem ein knappes Arbeitsangebot an Pflegekräften gegenübersteht. 
Die Zahl der Anerkennungsverfahren für ausländische Qualifikationen in den Pflegeberufen hat sich in Baden-Württemberg von 2016 bis 2020 fast vervierfacht. Im Jahr 2020 konnte knapp 1.700 ausländischen Pflegefachkräften die volle Gleichwertigkeit ihrer Qualifikation mit der deutschen Ausbildung bescheinigt werden, rund 2.000 weiteren wurden zur Erlangung der vollen Gleichwertigkeit Ausgleichsmaßnahmen auferlegt.

In den vier vom Sozialministerium sowie dem Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ des Bundes geförderten Beratungszentren zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen in Freiburg, Mannheim, Stuttgart und Ulm und der vom Sozialministerium geförderten Fachstelle Flüchtlinge in Karlsruhe wurden im Jahr 2020 insgesamt 1.046 Beratungen zu Qualifikationen in Gesundheitsfachberufen durchgeführt. Dies ist gegenüber dem Jahr 2016 eine Steigerung um über zwei Drittel. Im Jahr 2021 war gegenüber dem Jahr 2020 eine weitere Steigerung um fast 10 Prozent zu verzeichnen.

Auch zur Stärkung der Fachkräftesicherung im Inland hat die Landesregierung vor Kurzem eine neue Initiative gestartet. Der Ideenwettbewerb „Wiedereinstieg und Verbleib im Pflegeberuf“ soll neue innovative Ansätze in der Personalbindung und -gewinnung sichtbar machen. Gefragt sind Best-Practice-Beispiele, die den Wiedereinstieg von Pflegekräften nachhaltig gestalten. Damit sollen kreatives Potenzial ausgeschöpft und besonders gelungene Konzepte, die zum Nachahmen anregen, in der Breite bekannt gemacht werden. Der mit rund einer Million Euro ausgestattete Wettbewerb wurde am 8. August 2022 auf der Homepage des Sozialministeriums ausgeschrieben. 

Die neue generalistische Pflegeausbildung ist eine große Chance, die Attraktivität des Pflegeberufs weiter zu steigern und so auch in Deutschland mehr Menschen für den Beruf zu gewinnen. Das Land ist hier in vielfältiger Weise tätig geworden, um den Start der neuen Ausbildungsform zu erleichtern. Insbesondere in den ersten Jahren kommt den in vielen Stadt- und Landkreisen mit finanzieller Unterstützung des Landes und des Bundes eingerichteten Koordinierungsstellen für die reformierte Pflegeausbildung eine wichtige Aufgabe zu. Sie unterstützen nicht nur die Ausbildungsträger, d. h. die Krankenhäuser, stationären Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegedienste, bei der umfangreichen Koordination und Organisation der praktischen Ausbildungseinsätze, sondern tragen u. a. dazu bei, dass weitere Ausbildungskapazitäten zur Verfügung gestellt und Ausbildungsverbünde gegründet werden. 
In zwei Förderperioden wurden die Stadt- und Landkreise finanziell unterstützt. In der derzeitigen zweiten Förderperiode werden Koordinierungsstellen in 36 Stadt- und Landkreisen mit 920.000 Euro gefördert. Aufgrund der großen Bedeutung der Koordinierungsstellen für das Gelingen der Pflegeberufereform wurde im Juli 2022 eine weitere, dritte Förderperiode eingeleitet, hierfür hat das Land rund 1,3 Millionen Euro bereitgestellt.

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