GesellschaftsReport BW

Kinder aus Migranten-Familien deutlich häufiger von Armut bedroht

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Silhouetten von Menschen in verschiedenen Lebenslagen

Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund sind deutlich häufiger von Armut betroffen als Jungen und Mädchen ohne Migrationshintergrund. Dies geht aus dem aktuellen GesellschaftsReport BW hervor. Als Folge hat das Ministerium für Soziales und Integration drei Förderprogramme aufgelegt, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken.

Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund sind deutlich häufiger von Armut betroffen als Jungen und Mädchen ohne Migrationshintergrund. So das Ergebnis des zweiten GesellschaftsReports BW in diesem Jahr, den Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha am Freitag (26. Juni) in Stuttgart vorgestellt hat.

Ausgangspunkt für den Report war die Erkenntnis, dass Kinder und Jugendliche, die einen Migrationshintergrund haben, mit einer Quote von 29,3 Prozent ungleich häufiger von Armut bedroht sind als Kinder ohne Migrationshintergrund (10,5 Prozent). Insgesamt sind in Baden-Württemberg rund 19 Prozent der Kinder und Jugendlichen armutsgefährdet. Als arm gelten Haushalte, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des Durchschnitts in ihrem Bundesland beträgt. Als Folge aus dem Report hat das Ministerium für Soziales und Integration zwei Förderprogramme aufgelegt, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Zusätzlich gibt es ein Soforthilfeprogramm für alle Kinder und Jugendlichen – unabhängig von deren Herkunft. Die daraus resultierenden Angebote sollen ihnen helfen, gestärkt aus der Corona-Krise hervorzugehen.

Gleiche Chancen für alle Kinder

„Armut im Kindesalter soll nicht der kindlichen Entwicklung, den Bildungs- und Zukunftschancen der Kinder und der Aussicht auf ein selbstbestimmtes Leben im Wege stehen. Unsere Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass alle Kinder und Jugendlichen ihre Talente und Fähigkeiten bestmöglich entwickeln und einbringen können“, so Minister Lucha weiter.

Der GesellschaftsReport mit dem Titel „Arm ist nicht gleich arm: Armut bei Kindern mit Migrationshintergrund“ zeige deutlich, dass gängige Armutsrisikofaktoren wie niedrige Bildung und Erwerbslosigkeit der Eltern oder auch Kinderreichtum die erhöhte Armutsgefährdung bei Kindern mit Migrationshintergrund nur etwa zur Hälfte erklären können. So seien vor allem mangelhafte deutsche Sprachkenntnisse in einigen Migrantenfamilien und die insgesamt schwierigere Arbeitsmarktintegration von Menschen aus Drittstaaten ausschlaggebend für die höhere Armutsgefährdung.

Drei Förderaufrufe für Projekte zugunsten von armutsgefährdeten Kindern und Familien

„Allen Menschen müssen unabhängig von Herkunft und Staatsangehörigkeit die gleichen Chancen offenstehen, die gleichen Chancen auf ein Leben mit gesichertem Einkommen und auf gesellschaftlichen Aufstieg. Wir müssen der besonderen Armutsgefährdung von Kindern mit Migrationshintergrund möglichst zu einem frühen Zeitpunkt entgegenwirken“, sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha anlässlich der Bekanntgabe der drei neuen Ausschreibungen des Landes zur Bekämpfung von Kinderarmut mit einem Gesamtfinanzvolumen von 770.00 Euro.

Mit dem Förderaufruf „Wir gehören dazu – Strategien zur Verbesserung der Chancen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ sollen zivilgesellschaftliche Organisationen zum Aufbau neuer Projekte ermutigt werden, die der Armutsgefährdung von Kindern mit Migrationshintergrund entgegenwirken und zur Verbesserung von Teilhabechancen trotz Armutsgefährdung beitragen. Neue Ideen sollen ausgetestet und neue Wege und Methoden vor Ort erprobt werden. Dafür werden Fördermittel in Höhe von bis zu 300.000 Euro bereitgestellt.

Durch den Förderaufruf „Elternmentorenprogramme“ sollen nachhaltige Beteiligungsformen für Eltern mit Migrationshintergrund am Bildungsweg ihrer Kinder sowie an den Regelstrukturen der Kommunen und des Bildungswesens entwickelt und gestärkt werden. Die Elternbeteiligung in den Kommunen soll quantitativ ausgebaut sowie überregional oder landesweit qualitativ weiterentwickelt werden. Gefördert werden können u.a. Maßnahmen zur Gewinnung und Qualifizierung von ehrenamtlich Tätigen, zur Förderung der Elternbeteiligung, zur Vernetzung, zur überregionalen und landesweiten Qualifizierung von haupt- und ehrenamtlich Tätigen sowie Veranstaltungen zu Erfahrungsaustausch, Wissenstransfer, Qualitätsentwicklung und Vernetzung. Dafür stehen Mittel von bis zu 320.000 Euro zur Verfügung.

Das Ministerium für Soziales und Integration veröffentlicht zudem ein Soforthilfeprogramm in Höhe von 150.000 Euro für Kinder und Jugendliche. Im Alltag müssen viele Kinder aufgrund der Corona-Pandemie nach wie vor auf die üblichen Sozialkontakte verzichten. Gerade in armutsgefährdeten Haushalten laufen sie Gefahr, stärker in ihrer Entwicklung eingeschränkt zu werden. Gesucht werden kreative Lösungen, die Kinder und Jugendliche ansprechen und sie wieder stärker miteinander in Kontakt bringen.

Vereine, Verbände und rechtsfähige Initiativen, die sich bereits bei der Prävention von Kinderarmut engagieren, sowie Städte und Gemeinden, Stadt- und Landkreise können dafür eine Förderung in Höhe von bis zu 2.500 Euro beantragen, wenn sie damit ein geeignetes pädagogisches Konzept verbinden.

Ergänzende Informationen

Strategie Kinderarmut
Ziel der Strategie ist es, im Schwerpunktjahr 2020 gegen Kinderarmut in Baden-Württemberg und auch über das Jahr hinaus dazu beizutragen, dass Kinder und deren Familien in allen Lebenslagen gute Unterstützungsangebote erhalten. Dazu gehört auch die Förderung von Projekten, die sich bei der Armutsprävention von Kindern mit Migrationshintergrund engagieren. Unter www.starkekinder-bw.de haben wir eine Internet-Plattform für das Schwerpunktjahr gegen Kinderarmut eingerichtet. Dort können sich Bürgerinnen und Bürger ausführlich über die Maßnahmen der Strategie informieren oder sich auf einer digitalen Landkarte einen Überblick über bestehende Projekte gegen Kinderarmut und entsprechende Veranstaltungen in ihrer Nähe verschaffen.

GesellschaftsReport BW
Der „GesellschaftsReport BW“ wird von der FamilienForschung im Statistischen Landesamt im Auftrag des Ministeriums für Soziales und Integration Baden-Württemberg erstellt und bietet kurze und prägnante wissenschaftliche Analysen zu einem breiten Spektrum gesellschaftlich relevanter Themen. Jede Ausgabe beruht auf Ergebnissen der amtlichen Statistik und der sozialwissenschaftlichen Forschung, gibt Praxisbeispiele an die Hand und benennt sozialpolitische Handlungsfelder.

GesellschaftsReport BW, Ausgabe 2-2020: Arm ist nicht gleich arm: Armut bei Kindern mit Migrationshintergrund (PDF)

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