Trotz zahlreicher Fortschritte ist die Gleichstellung von Frauen und Männern im Alltag noch immer nicht Realität geworden. Es bestehen weiterhin politische, wirtschaftliche und kulturelle Ungleichheiten, etwa bei Löhnen und Gehältern sowie bei der politischen Vertretung und Teilhabe, in der Frauen unterrepräsentiert sind.
Die ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie für Baden-Württemberg bündelt erstmals die gleichstellungspolitischen Initiativen und Maßnahmen aller Landesministerien. Basierend auf der Analyse des Ist-Stands der Gleichstellung in Baden-Württemberg 2024 und den Ergebnissen eines breiten Beteiligungsprozesses erarbeiteten die Landesministerien neue Maßnahmen für eine umfassende Gleichstellung von Frauen und Männern.
Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein Grundrecht und ein Grundwert der Demokratie. Die Landesregierung setzt mit der Gleichstellungsstrategie den Verfassungsauftrag aus Artikel 3 Absatz 2 Grundgesetz um: „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“
Strategie für die umfassende Gleichstellung von Frauen und Männern im Land
Die Landesregierung hat im Koalitionsvertrag 2021-2026 vereinbart, eine ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie für Baden-Württemberg zu entwickeln. Ziel ist „die umfassende Gleichstellung von Frauen und Männern in allen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, kulturellen und digitalen Belangen.“
Die erste „Ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie für Baden-Württemberg“ wurde am 14. Oktober 2025 vom Kabinett beschlossen und anschließend im Neuen Schloss in Stuttgart einer geladenen Fachöffentlichkeit vorgestellt.
Für die Entwicklung der Strategie wurde eine wissenschaftlich fundierte Analyse der Gleichstellung in Baden-Württemberg erstellt. Diese dient als Ausgangslage für die Entwicklung von Maßnahmen. Die Analyse zum Stand der Gleichstellung in Baden-Württemberg wurde vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. in Frankfurt (ISS e.V.) durchgeführt und im Februar 2024 veröffentlicht.
Beteiligungsprozess und Online-Befragung
Im Juni 2024 hatte das Sozialministerium in Zusammenarbeit mit der Familienforschung einen breiten Beteiligungsprozess gestartet. Anschließend erfolgte eine schriftliche Online-Befragung von Stakeholdern. Seit Ende September 2024 ist die schriftliche Beteiligung von externen Stakeholdern und Interessenvertretungen abgeschlossen.
Maßnahmen in allen Bereichen der Landespolitik
Basierend auf den Ergebnissen des Beteiligungsprozesses wurden in den Ministerien Maßnahmen entwickelt, die sowohl intern als auch extern in die Gesellschaft hineinwirken sollen. Die neuen Ideen und Maßnahmen wurden von den einzelnen Ministerien sowie gemeinsam beziehungsweise ressortübergreifend erarbeitet.
Die ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie ist vier Leitzielen verpflichtet:
- Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der Demokratie
- Stärkung von Wirtschaft, Wohlstand und Existenzsicherung
- Förderung der Vielfalt im Land
- Geschlechtergerechte Digitalisierung
Die Verwirklichung dieser vier Leitziele wird in sechs erarbeiteten Handlungsfeldern umgesetzt. Die ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie beinhaltet eine Sammlung von insgesamt 155 Maßnahmen:
Schwerpunktthemen:
- Politisches Engagement und Repräsentation in Entscheidungspositionen
- Teilhabe und Mitgestaltung gesellschaftlicher Entwicklung
- Ehrenamt, Wertschätzung und Anerkennung
- Teilhabe von Zielgruppen mit spezifischen Bedarfen
- Infrastruktur und Mobilität
Anzahl Maßnahmen:
33
Schwerpunktthemen:
- Schule und frühe Bildung
- Berufswahl und die berufliche Ausbildung
- Weiterbildung und lebenslanges Lernen
Anzahl Maßnahmen:
16
Schwerpunktthemen:
- Repräsentation und Sichtbarkeit in Medien und Kultur
- Auszeichnungen sowie Forschungs- und Kulturförderung
- Wissenschaft und Hochschule
Anzahl Maßnahmen:
7
Schwerpunktthemen:
- Geschlechtsspezifisches Lohngefälle
- Beteiligung am Arbeitsmarkt
- Care-Arbeit
- Berufliche Sorgearbeit und Betreuungsmöglichkeiten
- Aufstiegschancen und Karriere
- Geschlechterverhältnisse in der Digitalbranche
- Unternehmensgründungen, Startups
- Frauen im ländlichen Raum
Anzahl Maßnahmen:
58
Schwerpunktthemen:
- Geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen und Mädchen
- Geschlechtsbezogene digitale Gewalt
- Frauenfeindlichkeit und Antifeminismus
- Sexismus und sexuelle Belästigung im Berufs- und Privatleben
- Bildung, Aufklärung und Prävention
- Besondere Risikogruppen
Anzahl Maßnahmen:
27
Schwerpunktthemen:
- Gesundheitsförderung und Prävention
- Gesundheitsversorgung
- Unterschiedliche Bedarfe der Frauen- und Männergesundheit: Bedeutung und Integration in die medizinische Ausbildung
- Reproduktive Gesundheit
Anzahl Maßnahmen:
14
