Mit dem gemeinsamen Projekt „Digitalisierung ÖGD BW“, an dem unter Leitung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg die Gesundheitsämter und Regierungspräsidien zusammen mit dem Landkreis- und Städtetag arbeiten, beschreitet Baden-Württemberg neue Wege zur Digitalisierung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). Das Projekt strebt eine umfassende digitale Transformation an. Dies bedeutet, dass es sich nicht nur um die Einführung neuer Software handelt, sondern um eine tiefgreifende Veränderung der Arbeitsweise des ÖGD. Durch den Einsatz neuer Software und digitaler Lösungen sollen einerseits Arbeitsprozesse harmonisiert und optimiert und andererseits darüber hinaus die Art und Weise, wie Gesundheitsämter arbeiten, transformiert werden.
Mit der Digitalisierung sollen Strukturen und Prozesse innerhalb des ÖGDs optimiert und zukunftsfähig gestaltet werden. Dies umfasst die Entwicklung und Einführung neuer digitaler Technologien und Werkzeuge, die eine effiziente und zeitgemäße Förderung, Schutz und Überwachung (Surveillance) der Gesundheit der Bevölkerung unterstützen. Dabei wird eine sinnvolle Integration in die IT-Systemlandschaft der Verwaltung in Baden-Württemberg mitgedacht.
Die Beteiligung und Einbindung verschiedener Interessen- und Zielgruppen fördern die Akzeptanz und Unterstützung für diesen Wandel. Durch eine gelebte Harmonisierung soll nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch die Resilienz des Gesamtsystems erheblich erhöht werden. Gemeinsam erarbeitete Standards und angeglichene Prozesse sollen dafür sorgen, dass der ÖGD widerstandsfähiger gegenüber Krisen und Herausforderungen ist und flexibler auf Veränderungen reagieren kann.
Ein langfristiges Ziel ist die Schaffung nachhaltiger und zukunftsfähiger Strukturen und Betriebsmodelle, die über den Förderzeitraum hinaus Bestand haben. Gefördert durch den „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ mit einem bundesweiten Förderprogramm zur Digitalisierung, erhält Baden-Württemberg bis 2026 Mittel, die gezielt für innovative digitale Lösungen eingesetzt werden. Das Projekt ist so ausgelegt, dass Strukturen aufgebaut werden, die auch nach 2026 eine Weiterentwicklung und Begleitung der digitalen Transformation sicherstellen.
Einheitliche Strategie mit sechs zentralen Bereichen
In Vorbereitung des ersten Projektantrags reichten die Gesundheitsämter und Regierungspräsidien in Baden-Württemberg im Frühjahr 2022 330 Projektideen ein (Bottom-Up-Ansatz), aus denen eine einheitliche, abgestimmte koordinierte Landesmaßnahme entwickelt wurde. Damit wurde von Anfang an sichergestellt, dass alle Ideen in eine einheitliche Strategie eingebunden waren, die vorhandenen Ressourcen gebündelt und Synergie-Effekte genutzt wurden. Es entstanden sechs zentrale Bereiche für die systematische, digitale Transformation:
- Digitale Informationen,
- digitale Zusammenarbeit,
- Infrastruktur,
- Prozesse,
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und
- Innovation.
Rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen 38 Gesundheitsämtern, den Regierungspräsidien, dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration sowie aus weiteren Institutionen sind in Teilprojekten aktiv, um die verschiedenen Themenbereiche, finanziert durch das Förderprogramm des Bundes, refinanziert durch die EU, zu bearbeiten.
Verschiedene Teilprojekte
Ein wesentlicher Baustein ist die neu in Entwicklung befindliche einheitliche Fachanwendung ÖGDigital. ÖGDigital ist eine Webanwendung, die zukünftig von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gesundheitsämter genutzt werden und sie bei den durchzuführenden Prozessen digital unterstützt soll. Neben der Fachanwendung werden weitere Lösungen im Projekt konzipiert, entwickelt und pilotiert beziehungsweise ausgerollt. Ein zentrales Anforderungsmanagement gewährleistet die kontinuierliche Weiterentwicklung der Lösungen, sodass die Fachanwendungslandschaft des ÖGD anpassungsfähig bei Veränderungen bleibt. Die Einführung der „GA-Dachseiten“ ermöglicht den Bürgerinnen und Bürgern den Zugriff auf zentrale, qualitätsgesicherte Informationen, was die einzelnen Gesundheitsämter entlastet und die Kommunikation vereinheitlicht. Zudem werden digitale Befragungstools genutzt, um gezielte Daten zur Bedarfsanalyse der Bevölkerung zu erfassen. Ein digitales Wissensportal soll den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit der Gesundheitsämter untereinander fördern. Schulungsmaßnahmen werden die Digitalisierungskompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöhen, unterstützt durch Selbsteinschätzungs-Tools zur „Digitalen Fitness“. Diese und weitere Teilprojekte zielen auf die Digitalisierung, Harmonisierung und den nachhaltigen Erfolg der Projektinitiative ab.